Siemens-Neubau in Laatzen profitiert von BIM

Building Information Modeling optimiert die kundenorientierten Planungs- und Bauprozesse 

24. Februar 2021 | Hannover

Themen: Büro- und Verwaltungsgebäude | BIM

Der Weltkonzern Siemens baut seit einigen Jahren nur noch Objekte, die unter Einsatz von BIM (Building Information Modeling) geplant und umgesetzt werden. Auch das von Köster als Generalunternehmen realisierte Bürogebäude in Laatzen bei Hannover, für das bereits 2016 die Weichen gestellt wurden, zählt dazu. Bei der Planung und Realisierung des Gebäudes, in dessen Innerem moderne Technik und zeitgemäße Arbeitswelten miteinander kombiniert sind, haben die Baupartner in intensivem Austausch ganz konkret die Vorteile von BIM genutzt und ihre Zusammenarbeit optimiert.

Bürogebäude Siemens, Laatzen

Schlüsselfertiger Neubau eines Bürogebäudes

Für den Neubau der Siemens-Niederlassung, der in Zusammenarbeit mit dem Hochbau Braunschweig des Bauunternehmens Köster realisiert wurde, kamen die modernsten Planungsmethoden zum Einsatz. Nur angemessen für einen der Technologiegiganten in Europa: Das Portfolio der Siemens AG in der Vertriebs- und Service-Niederlassung in Laatzen umfasst Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen für die Industrie sowie intelligente Technologien für Gebäude und dezentrale Energiesysteme. Auch die Siemens Healthineers sind mit moderner Medizintechnik am Standort vertreten, ebenso wie das eigenständig börsennotierte Unternehmen Siemens Energy. Abgerundet wird das Portfolio durch ein Trainingscenter für Industriekunden und ein Siemens-eigenes Ausbildungszentrum.

Die rund 7.500 qm des fünfgeschossigen Gebäudes bieten mehr als 700 Angestellten ein attraktives und modernes Arbeitsumfeld, inklusive einer Kantine mit Außenterrasse. Die Büroetagen, in denen das sogenannte „Siemens Office Konzept“ vorbildlich umgesetzt wurde, kombinieren Einzelarbeitsplätze in Großraumbüros mit Rückzugs- und Besprechungseinheiten. Die ressourcenschonende Gebäudetechnik, wie die Photovoltaikanlage, ist ebenso zukunftsorientiert wie die Ladesäulen für elektrisch betriebene PKW, Motorräder und Fahrräder.

Das neue Bürogebäude bietet auf 7.500 qm Platz für mehr als 700 Mitarbeiter. Gestaltet wurden die Etagen nach dem "Siemens Office Konzept", das Einzelarbeitsplätze in Großraumbüros mit Rückzugs- und Besprechungseinheiten kombiniert. (Copyright: Siemens AG)

Transparente und effiziente Projektabwicklung mit BIM-Daten

Voraussetzung für die Auftragserteilung im Jahr 2018 waren die detaillierte Planung und der Bau des Gebäudes unter Einsatz von BIM. Beide basieren auf einem gewerkeübergreifenden 3D-Modell, das neben den architektonischen Gegebenheiten auch intelligente Bauteilinformationen enthält. Entsprechende Datensätze wurden während der Planungsphase angelegt und in allen Bauphasen ergänzt und optimiert. Das Ergebnis ist ein Modell, das alle relevanten Informationen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes enthält.

„Die im BIM-Modell hinterlegten Informationen ermöglichten uns nicht nur eine sehr transparente und effiziente Planung. Sie bilden darüber hinaus auch langfristig die gesicherte Basis für ein optimiertes Facility-Management, da beispielsweise alle Wartungsintervalle und Termine für technische Prüfungen hinterlegt sind.“

Egon Clesius, Projektmanager Siemens Real Estate

Gewerkeübergreifendes 3D-Modell des Siemens-Bürogebäudes (Bildquelle: Köster GmbH)

Damit das Modell dies alles leisten kann, ist bei den Baubeteiligten ein hohes Maß an Transparenz gefordert. „BIM ist nicht nur ein Planungsverfahren, es prägt auch die Kommunikation zwischen den Baupartnern“, erklärt Heinrich Lünenschloß, Manager Digital Construction & BIM im Geschäftsbereich Bauprozessoptimierung bei Köster. Da das Modell für alle am Bau Beteiligten einsehbar ist, können alle auf demselben Wissenstand zur gleichen Zeit lösungsorientiert arbeiten. In der Veränderung der Zusammenarbeit liegt eines der Potenziale von BIM. Neben Transparenz ist dabei auch Kreativität gefragt: „Unser Auftraggeber, die Siemens Real Estate (SRE), hat uns zwar klare Zielvorgaben gemacht, war aber auch sehr interessiert an unseren Vorschlägen zur Umsetzung und Ausführung.“ Dabei erleichtert das 3D-Modell schon zu Planungsbeginn die Entscheidungsfindung, wie Heinrich Lünenschloß weiß: „Der Kunde kann quasi durch das Gebäude gehen und bekommt einen sehr lebendigen Eindruck. In der Planungsphase wird schnell sichtbar, was eine Veränderung bewirkt. Auf Basis der hinterlegten Daten, beispielsweise zu Kosten und Folgekosten kann der Kunde zudem schnell und verlässlich seine Entscheidungen treffen.“

„BIM zahlt eindeutig auf das Thema Transparenz ein, auf das wir bei Köster im Umgang mit unseren Kunden immer besonderen Wert legen. Zugleich gestaltet sich die Entscheidungsfindung und die Entwicklung von Lösungsalternativen auf Basis von BIM einfacher und effizienter.“

Heinrich Lünenschloß, Manager Digital Construction & BIM, Bauprozessoptimierung, Köster
Siemens Neubau Bürogebäude Laatzen

Für den Neubau wurden unterschiedliche Nutzerwünsche frühzeitig im BIM-Modell berücksichtigt - auch im fortgeschrittenen Prozess ließen sich Änderungen noch umsetzen, ohne den Bauablauf zu gefährden. (Copyright: Siemens AG)

Bedarfsgerechte Planung am Modell

Beim Siemens-Projekt wurden zum Beispiel in sehr fortgeschrittenen Bauphasen noch Veränderungen umgesetzt, deren Planung und Realisierung mit einem klassischen Bauablauf so nur schwer realisierbar gewesen wäre: „Wir haben in der Rohbauphase noch einmal einen kompletten Etagentausch vollzogen“, erinnert sich Heinrich Lünenschloß. In einem weiteren Schritt führte das Köster-Team unter der Leitung von Köster-Projektleiter Axel Stoffregen gemeinsam mit den acht unterschiedlichen Mietern abteilungsweise über insgesamt drei Wochen verteilt mehrere Workshop-Termine durch. Dabei wurde der individuelle Bedarf der späteren Nutzer passgenau ermittelt und in das Modell eingepflegt. Neben den Mitarbeitenden von Siemens und dem federführenden Architekten von Gaudlitz Architekten GmbH aus Wolfsburg waren bei Bedarf auch die jeweiligen Köster-Fachplaner für die Bereiche Heizung/Sanitär und TGA anwesend.

„Die einzelnen Siemens-Einheiten haben in den Workshops ganz detailliert ihre Bedarfe an den entsprechenden Arbeitsplätzen geschildert. Der anwesende Planungsarchitekt hat die Nutzerwünsche dann zeitnah in das BIM-Modell eingefügt und sie so nochmals den Kunden veranschaulicht. Anhand des Modells konnten wir auch verdeutlichen, was in welchem Rahmen machbar ist, wo es eventuell Grenzen gibt und gegebenenfalls auch alternative Lösungen aufzeigen. Schließlich haben die Nutzer gezielte und verlässliche Entscheidungen getroffen, die wir dann baulich umgesetzt haben.“

Axel Stoffregen, Projektleiter, Köster

Axel Stoffregen ist überzeugt, dass sich diese zusätzliche Planungsschleife für alle Beteiligten gelohnt hat: „Dieser Schritt hat zwar Zeit und Ressourcen gekostet, aber wir hatten damit eine verlässliche und absolut transparente Basis für einen Ausbau, der genau auf die Wünsche des Kunden exakt zugeschnitten war.“ Die bauliche Umsetzung durch die beteiligten Gewerke wurde dann mit den unternehmenseigenen Steuerungsinstrumenten des Köster-Prozess-Systems (KPS) koordiniert, sodass BIM und methodische Bauweise einander wirkungsvoll ergänzten.

Hohe Detailtiefe im Modell für Facility Management

BIM-Experte Heinrich Lünenschloß hatte bei der Konzeption des Gebäudes einen hohen Anspruch an die eigene Leistung. „Wir haben deshalb auch an einigen Stellen das Modell optimiert, wo der Kunde dies ursprünglich gar nicht vorgesehen hatte. So haben wir beispielsweise auf Basis der Informationen des von Siemens beauftragten Küchenplaners auch den Kantinenbereich komplett modelliert.“ Besonders detailliert wurde das Modell im Bereich der Heizungsanlage angelegt. „Dazu wurde der Bereich mit einem Laserscanner erfasst und dann alle technischen Daten und Informationen zur verbauten Heizungsanlage im Modell hinterlegt. Dieser Bereich der technischen Ausstattung ist in der weiteren Nutzung des Gebäudes besonders relevant für das Facility-Management. Das kann aufgrund der hinterlegten Informationen beispielsweise im Falle einer Störung schnell handeln“, erläutert Heinrich Lünenschloß die Hintergründe.

Für das spätere Facility Management wurde die Heizungstechnik besonders detailliert im Modell geplant. (Bildquelle: Köster GmbH)

Er ist zuversichtlich, dass in Zukunft die Gewerke aus dem Bereich Gebäudetechnik ihrerseits solche BIM-tauglichen Informationen liefern: „Beim Siemens-Projekt hat beispielsweise der Lüftungsbauer ein komplettes Modell der Anlage geliefert, das wir mühelos in das Gesamtmodell integrieren konnten.“ Die Siemens-Geschäftseinheit, welche für Schwachstromsysteme, wie beispielsweise Brandmelder im Gebäude, verantwortlich zeichnet und selbst Mieter des Hauses ist, hat alle relevanten Daten für dieses Bereich eingebracht. „Man merkte, wie bei unseren Ansprechpartnern die Begeisterung für BIM ständig wuchs. Am Ende waren die Informationen so detailliert, dass wir ein nahezu perfektes Modell für die Schwachstromsysteme erstellen konnten“, erinnert sich Heinrich Lünenschloß. Er ist überzeugt, dass der Trend sich fortsetzen wird: „Umso komplexer die Gebäudetechnik eines Bauvorhabens ist, umso wichtiger ist es alle Informationen übersichtlich zu dokumentieren. Da bietet sich BIM als Verfahren einfach an.“

Siemens Neubau Bürogebäude Laatzen

Das Neubauprojekt hat für beide Partner Modellcharakter und soll die Etablierung der BIM-Methode weiter fördern. (Copyright: Siemens AG)

Gebäude mit Modell-Charakter

Der Neubau der Siemens-Niederlassung in Laatzen hat für die Baupartner im doppelten Sinn einen Modellcharakter. „Alle Baubeteiligten haben einen hohen Erfahrungs- und Wissenszugewinn durch dieses Projekt“, ist sich Heinrich Lünenschloß sicher. „In der Zusammenarbeit haben wir die Optionen von BIM intensiv genutzt, aber auch neue Vorgehensweisen getestet.“  Das lag von vorneherein im Interesse der Baupartner: Sowohl Siemens als auch Köster sind im internationalen Interessenverbund „building SMART“ aktiv und möchten das Verfahren in der Baubranche etablieren und die Entwicklung voranbringen.

„Bezüglich der Digitalisierung gibt es in der Baubranche durchaus einen gewissen Nachholbedarf. BIM-Projekte wie der Neubau unserer Niederlassung in Laatzen, den wir gemeinsam mit der Firma Köster erfolgreich umgesetzt haben, können hier wichtige Impulse setzen.“

Egon Clesius, Projektmanager Siemens Real Estate

Projektdaten

  • Objekt: Bürogebäude Siemens, Laatzen
  • Auftraggeber: Siemens AG
  • Größe: 7.500 qm, 5 Geschosse 
  • Besonderheit: BIM-Modellierung, Umsetzung des Siemens Office Konzepts, ressourcenschonende Gebäudetechnik

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