Unter Köster-Regie fand im Sommer 2025 der Rückbau statt. Die Bestandsgebäude stammten aus unterschiedlichen Epochen: Ein Verwaltungsgebäude aus den 80er-Jahren und weitere Gebäude aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Vor allem die älteren Gebäude mit Klinkern und Sandsteinen hatten durchaus Charme und wären gerne erhalten worden. Die Begehung mit Architekten und anderen Bau-Spezialisten machte jedoch schnell deutlich, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht darstellbar ist.
Über das nachhaltige Projekt in Osnabrück und die Bedeutung des zirkulären Bauens für die Zukunft der Bauwirtschaft insgesamt entstand ein sehenswerter Film, in dem sich die Projektbeteiligten äußern. Mit dabei: Architekt und Berater für Kreislaufwirtschaft Mark Niehüser aus dem Hause Köster, Boris Kühling, Innovations- und Produktmanager bei der Wienerberger GmbH, Georg Zinder, Circular Cosultant bei Concular sowie Claus Nielsen, CEO von Gamle Mursten in Dänemark und Professorin Dr. Anja Rosen von der FH Münster. Foto: Köster GmbH
Abgestimmt mit dem Bauherrn und vorangetrieben vom Köster-Nachhaltigkeitsmanagement wurde das Projekt genutzt, um im Sinne der Kreislaufwirtschaft Erfahrungen im Umgang mit dem Thema Re-Use zu sammeln und auszuwerten. Bei der Wiederverwendung (Re-Use) wird im Gegensatz zum Recycling ein vorhandenes Produkt in seiner ursprünglichen Form (oder nur leicht verändert) weitergenutzt, ohne es in seine Bestandteile zu zerlegen. Beim Recycling hingegen werden Abfallmaterialien zu Rohstoffen verarbeitet, die dann zur Herstellung neuer Produkte dienen. Architekt und Köster-Berater für Kreislaufwirtschaft Mark Niehüser dazu:
„Ganz konkret werden die alten Ziegelsteine rückgebaut, gesäubert, beprobt und zertifiziert. Bis zum geplanten Wiedereinbau in die Neubauten werden sie zwischengelagert. Dieser Prozess macht den Wert für Umwelt, Klima und Natur deutlich. Denn durch die Wiederverwendung von Ziegeln werden nicht nur Entsorgungskosten vermieden, sondern auch Brennenergiekosten und rund 27,7 kg CO₂ je m² eingespart, da keine neuen Ziegel produziert werden müssen.“
Die spätere Auswertung soll aufzeigen, unter welchen Umständen ein solches Vorgehen auch wirtschaftlich darstellbar ist. Dabei werden die Personalkosten für die händische Reinigung ebenso berücksichtigt wie der Anteil von unvermeidbarem Ziegelbruch.
Der derzeit verantwortliche Projektleiter Meik Wibbeler (links) sowie der Architekt und Köster-Berater für Kreislaufwirtschaft Mark Niehüser sind begeistert vom Ergebnis der Ziegel-Ernte bei dem Projekt in Osnabrück. Foto: Köster GmbH
Rund 47.500 Ziegel aus den alten Gebäuden wurden "geerntet" und sollen in den Neubauten wieder verbaut werden. Bezüglich des Aufwands für die derzeit noch händische Aufbereitung der Ziegel ist Mark Niehüser schon weiter. Er denkt an eine von Maschinen unterstützte Lösung für den Ernte und für den Reinigungsprozess der Ziegel. Eine solche industriell anmutende Lösung hat er sich vor Kurzem bereits in Dänemark angesehen, weil es in Deutschland eine solche Maschine noch nicht gibt. „Die Skandinavier sind bei dem Thema Re-Use von Ziegeln deutlich weiter. Wir stehen aber mit den Dänen in Kontakt und werden von unseren Kontakten profitieren“, erläutert der Architekt.
Sommer 2025: Die Baustelle an der Rehmstraße Ecke Lange Straße in Osnabrück. Der Rückbau ist mittlerweile abgeschlossen. Foto: Köster GmbH
Aus baukultureller Sicht berücksichtigt ein solches Vorgehen auch die Historie des Ortes. Die Osnabrücker Patina der Ziegel entstand schließlich durch Material aus lokalen Tongruben, dem Know-how der lokalen Ziegelei und einer 120-jährigen Geschichte. Und gestalterisch gut umgesetzt kann der Einsatz alter Ziegel den neuen Gebäuden durchaus eine gewisse Einzigartigkeit mit hohem Wiedererkennungswert verleihen.
Der Planungsprozess ist jedoch ein anderer als bei Objekten, die nur aus neuen Materialien entstehen. Überzeugende Entwurfsleistungen in Kombination mit den notwendigen Bauteiluntersuchungen sind Voraussetzungen für die frühzeitige Entscheidung für ein Re-Use-Konzept.
Bei dem Projekt kommen ergänzend weitere Nachhaltigkeitsaspekte zum Tragen. Köster-Projektleiter Dipl.-Ing. Meik Wibbeler erklärt:
„Unsere Aktivitäten in Sachen Urban Mining und Re-Use haben sich schnell herumgesprochen. So fand sich auch einen Fensterbauer, der aus dem Material der alten Aluminiumfenster neue Fenster herstellen wird. Auch die Zuführung der Fenster zum Wertstoffkreislauf ist ein wertvoller Beitrag für den Schutz von Ressourcen und für den Klimaschutz, denn in der Folge kann auf die Neubeschaffung von Primärrohstoffen verzichtet werden.“
Urban Mining in Perfektion: Ein Fensterhersteller wird aus dem Material der alten Aluminiumfenstern neue herstellen. Foto: Köster GmbH
Geplant ist auch die Installation einer sogenannten Eisspeicherheizung. Dabei wird die Energie, die durch das Gefrieren und Auftauen von rund einer Million Litern Wasser entsteht, für das Heizen und das Kühlen der Gebäude genutzt. Der dafür erforderliche Tank soll noch unter der für das Objekt vorgesehenen Tiefgarage eingebaut werden. Egal, wie die finale Lösung letztendlich aussieht, auf die Verwendung fossiler Brennstoffe wird definitiv verzichtet.
Der Baustart ist im kommenden Jahr geplant. Derzeit optimieren die Architekten die Entwurfsplanung. Fest steht, dass die Neubauten das Umfeld im Osnabrücker Stadtteil Wüste erheblich aufwerten werden. Nils Köster, Vorstandsvorsitzender der Köster Holding SE, zeigt sich erfreut über die bisherigen Aktivitäten auf der Baustelle:
„Nachhaltigkeit liegt uns wirklich am Herzen, deshalb freue ich mich über die Initiative unseres Nachhaltigkeitsteams. Die Ergebnisse der Auswertung werden uns helfen, Kunden in Sachen Re-Use kompetent beraten zu können.“
Das Objekt der Begierde: 120 Jahre alte Ziegel mit Patina und Osnabrücker Stadtgeschichte. Foto: Köster GmbH
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